Die Planung und Organisation einer «Winterübung» stellt seit geraumer Zeit deutlich höhere Anforderungen an das Organisationsteam, da die Strassenverhältnisse kaum mehr einzuschätzen sind. Die Kardinalsfrage lautete: Liegt Schnee auf den Strassen der zu befahrenden Pässe Julier und Bernina, müssen Ketten aufgezogen werden, oder genügt die Winterbereifung? Befahren wir die vorgesehene Strecke oder muss improvisiert, d.h. abgekürzt oder Teilabschnitte auf der Autobahn zurückgelegt werden, falls Teile der Strecke aper und nur nass sind? Marcel Fatzer und Markus Brasser lösten die Aufgabenstellung bravourös dank einem imaginären Draht zu Petrus. Gratulation und ein herzlicher Dank gebührt den beide Organisatoren an dieser Stelle. Bravo.
So auch diesen Januar, als sich 19 angemeldete Teilnehmer im Log Center trafen die Fahrzeuge zu übernehmen, sich in die genaue Streckenführung der umfangreichen und sehr detaillierten Dokumentation zu lesen. Ein Iveco musste wegen eines Plattfusses zurückgelassen werden und die Anzahl der «Öziliner» erhöhte sich dadurch auf mehr als die Hälfte der Lkws. 30 min vor der geplanten Zeit verliessen alle Fz in genügend grossen Abständen das AMP, und steuerten ausschliesslich auf Hauptstrassen den Znünihalt auf der Schwägalp an. Via Wildhaus ins Rheintal, kurzes Stück Autobahn nach Chur, weiter via Bonaduz nach Sils i.D. und nach Sur zum reichhaltigen Mittagessen im Restaurant Edelweiss (auf 1538MüM immer noch ohne Schneekontakt) mit einer feinen Crème zum Dessert gespendet von der Köchin und Besitzerin.
Auch der Julierpass geizte mit der weissen Pracht auf der Fahrbahn. Nur die schneebedeckten Bergrücken und deren Spitzen glänzten bei herrlichem Sonnenschein mit stahlblauem Himmel im Hintergrund. Herrlich anzusehen und sicherlich ein Magnet für die zahlreichen in- und ausländischen Touristen in der Bündner Bergwelt. Wir passierten St. Moritz und rollten das Engadin abwärts um in
S-chanf den obligaten Tankstopp zu absolvieren. Zurück auf derselben Strecke steuerten wir via Samedan und Pontresina den Übernachtungsort Bernina Ospizio (auf gut 2300m gelegen mit wenig Schnee in der Umgebung) an. Einen Aperitif gönnten sich alle Motf nach mustergültig erstellter Parkplatzordnung.
Nach Spinatknöpfli mit Käse überbacken zur Vorspeise, Rinderbraten mit einer währschaften Sauce als Hauptgang und Buchweizentorte mit Früchteconfi wurden die individuellen Erlebnisse des Tages ausgetauscht und weitere Reminiszenzen einer kürzeren oder längeren Motorfahrerkarriere zum besten gegeben.
Nicht alle Teilnehmer konnten ihre wohl verdiente Nachtruhe in den 6-er Zimmern geniessen, da einige Kameraden laute Sch.…geräusche produzierten und sie erschienen nicht gerade ausgeruht zum reichhaltigen Frühstücksbuffet. Nach der Marschbefehlsausgabe bei kalten Minustemperaturen und eisigen Wind verliess die Kolonne die Passhöhe ohne Scheibenkratzen ausser den zu hinterst parkierten Steyr 4×4. Die Vorderräder drehten sich zwar, die Hinterräder jedoch verharrten «bockstill». Nach einigen vergeblichen eigenen Versuchen mit leichten Hammerschlägen an die Bremsgestänge und der Beobachtung, dass der Federspeicher «keinen Wank» macht, haben wir uns mit dem Pannendienst der LBA in Verbindung gesetzt.
Sehr positiv überrascht waren wir, weil das wirklich rasch funktioniert hat, und die Rückrufe innert wenigen Minuten erfolgt sind. Als uns dann aber das Pannendienstunternehmen (Tondini AG Domat/Ems) direkt angerufen hat, mussten wir feststellen, dass die Geografiekenntnisse in der LBA leicht mangelhaft sind, denn die Firma Tondini ist im Engadin nicht tätig. Nach einem zweiten Versuch beim Pannendienst der LBA wurden wir dann von der Firma Ming Service in Segl-Maria im Engadin kontaktiert.
Deren LKW-Mechaniker ist dann innert knapp 30 Minuten bei uns vor Ort gewesen und hat sich systematisch von der Hinterachse her nach vorne gearbeitet und schlussendlich feststellen müssen, dass die ganze Hinterachs-Bremsanlage ab dem Vierkreis-Schutzventil druckfrei gewesen ist – dies, obwohl die Druckanzeigen im Armaturenbrett Werte über 7.5 bar angezeigt hatten. So lag dann die Vermutung nahe, dass da etwas eingefroren sein musste. Also Heissluft-Fön anschliessen und das Vierkreis-Schutzventil langsam und vorsichtig erwärmen. Und siehe da, ein «Fauchen» entstand nach weniger als einer Minute und hat die Bremen der Hinterachse gelöst. Also hat der Mechaniker alle gelösten Druckluftverbindungen wieder dicht angeschlossen und wir konnten ca. 2h nach dem Feststellen der Störung doch noch die Rückfahrt antreten.
Die kleinen Dörfer in den Tälern luden nicht zum längeren Verweilen ein, viele von ihnen säumten die Strassen und liessen teilweise nur enge Passagen besonders für Lkws. Ihre Steinfassaden wirkten trist und einige der Häuser schienen bereits vor geraumer Zeit verlassen worden zu sein. Viel Sonne in den Wintermonaten drang kaum bis in die letzten Winkel. Den individuellen Znünihalt legten einige Chauffeure im Café Merz in Chur ein bevor wir Richtung Walenstadt, natürlich den Kantonsstrassen folgend zum Mittagessen aufbrachen. Verkehrskadetten bei der Schulung wiesen uns auf den Parkplatz des Hotels Churfirsten zum genüsslichen Schmaus von Hackbraten und Kartoffelstock.
Über den Kerenzerberg hinunter ins Glarnerland, weiter durch das Gasterland bis Eschenbach, durch das Tösstal bis nach Turbenthal weiter zum Ausgangspunkt zurück führte der letzte Streckenabschnitt. Nach der obligaten Dusche der Fz und Bereitstellung zur Abgabe verabschiedeten sich die Organisatoren von einer Schar zufriedener Teilnehmer.
H. Pfenninger und M. Brasser